Fachspezifischer Teil - Fagott
Anmerkung zur Elementarstufe: Da die Bezeichnung „Elementarstufe“ zu Verwechslungen mit dem eigenständigen Bereich
der „Elementaren Musikpädagogik“ führen könnte, haben einige Bundesländer diese Stufe in „Grundstufe“ umbenannt. Dieser
Entwicklung folgend werden im Lehrplan-PDF immer beide Begriffe genannt (Elementarstufe/Grundstufe). Die beiden
Begriffe „Elementarstufe“ und „Grundstufe“ stehen synonym für die erste bzw. unterste Ausbildungsstufe des KOMU-Lehrplans.
1. Repertoire – inhaltliche Breite
Bereits 1638 verlegte Bartolomeo Selma y Salaverde das älteste uns heute bekannte
Werk für Solofagott. Darauf folgten noch mehr als 12.000 Sonaten und 10.000 Konzerte
für Fagott und Orchester aus allen Epochen. Darüber hinaus wurde das Fagott auch zu
einem unersetzlichen Bestandteil in der Bläserkammermusik und im Orchester. Aber
auch in die Blasmusik, im Jazz und in der Volksmusik fand das Instrument Eingang.
- Alle Stilrichtungen ab 1638 in Form von Originalliteratur
- Zahlreiche Bearbeitungen
- Lehrwerke/Schulen
- Kammermusik
- Orchestermusik
- Improvisation
- Jazz und Popularmusik
- Volksmusik
- Musik anderer Kulturen
- Zeitgenössische Musik (grafische Notation, Spezialeffekte)
Die SchülerInnen sollten im Laufe ihrer Ausbildung möglichst viele Musikstile
kennenlernen.
2. Musizierformen
- Solo
- Fagottensemble (Duette, Trios, Quartette, 3 bis 4 Fagotte und Kontrafagott)
- Fagott und Klavier
- Fagott und Basso continuo bzw. Orgel
- Fagott und Orchester als Soloinstrument (auch mehrere Soloinstrumente)
- Fagott und Blasorchester als Soloinstrument (auch mehrere Soloinstrumente)
- Fagott als Continuo Instrument
- Kammermusik (Trio d’anches, klassisches Holzbläserquintett, Harmoniemusik, Kammermusik mit Streicher etc.)
- Fagott als Orchesterinstrument
- Im Band- und Jazzbereich je nach Initiative der MusikerInnen
Im kleineren Rahmen gibt es alle diese Besetzungsformen auch für Kontrafagott.
3. Eignung, Lernvoraussetzungen
Zu den Grundvoraussetzungen des Fagottunterrichts gehören das Interesse und die
Motivation der SchülerInnen sowie die Bereitschaft zum täglichen bzw. regelmäßigen
Üben. Außerdem sollten die physischen und psychischen Voraussetzungen soweit
gegeben sein, dass sich die Lehrkraft im Stande sieht, die SchülerInnen zu unterrichten.
(siehe auch Punkt 14)
Wichtige Parameter:
- Körperliche Eignung (Körpergröße, Fingerlänge, Atmungsmuskulatur, Zahnstellung)
- Geeignetes, der Körpergröße entsprechendes Instrument samt Zubehör, z.B. Kinderinstrument (Fagottini), Instrument für kleine oder besonders große Hände, passender Tragegurt (siehe auch Punkt 13)
- Übemöglichkeit (Räumlichkeit, Zeitrahmen)
- Übewillen und Übeenergie
Erleichternde Faktoren:
- Musikalisches Talent und „Vorbildung“ (Musikalische Früherziehung, Blockflöte, anderes Instrument etc.)
- Grundlegende feinmotorische Fähigkeiten
4. Ganzheitliche Pädagogik
Unter ganzheitlicher Pädagogik wird ein Lernen mit allen Sinnen verstanden, das
Körper, Geist und Seele gleichermaßen anspricht. Die Förderung der Eigenständigkeit
und Persönlichkeitsentwicklung der SchülerInnen steht im Vordergrund.
Musikalische Komponenten:
- Alle musikalischen Parameter ganzheitlich erfahren
- Körperwahrnehmung/Körperbewusstsein entwickeln; Lernen durch Selbstentdecken z.B. durch Einbeziehen von alternativen Körper- und Geistesschulungen (Feldenkrais, Alexandertechnik, Qi Gong, Yoga, Mentales Training etc.)
- Umgang mit Lampenfieber trainieren
- Kunstübergreifend arbeiten und so das Interesse am Kulturleben wecken
- Rhythmus und Metrum schulen – mittels Percussion, Bodypercussion, Vocalpercussion
- Elemente aus der Elementaren Musikpädagogik einfließen lassen
- Tanz und Bewegung – Musik in freie und vorgegebene Bewegung umsetzen (Volkstänze etc.)
- Malen – Klangbilder erstellen und danach spielen
- Klanggeschichten erfinden
- Singen
- Vorspielen – Nachspielen
- Übungen für die Finger (Fingerspiele), feinmotorische Übungen, Koordinationsübungen
- Musikkunde und Gehörbildung (Notenlehre, Musikgeschichte, Instrumentenkunde, Intonation, Dynamik, Tonsatz, Akustik – so sie im Instrumentalunterricht Platz haben)
- Förderung des aktiven Hörens – nicht nur im Unterricht (Aufnahmen anhören), sondern auch durch Konzertbesuche etc.
Persönlichkeitsbezogene bzw. soziale Komponenten:
Die Auseinandersetzung mit einem Instrument ist immer auch eine
Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit. Die Förderung der
Gesamtpersönlichkeit steht daher genauso im Vordergrund wie die Vermittlung von
sozialen und kommunikativen Kompetenzen.
Die Wahrnehmung und Einbeziehung der persönlichen, individuellen und sozialen
Situation der SchülerInnen sollte im Unterricht berücksichtigt werden. Eine
Hinführung der SchülerInnen zu Selbstständigkeit und Selbstreflexion ist zielführend.
Die emotionale Ausdrucksfähigkeit am Instrument sollte gefördert werden.
5. Körper und Instrument, Technik
Das Erlernen eines Instrumentes erfolgt über das Erreichen vieler kleiner „Detailziele“
in den verschiedenen Bereichen oder Parametern, die zum Spiel des Instruments
notwendig sind. Diese Parameter stehen in starkem Wechselspiel zueinander, laufen
zum Großteil beim Spiel gleichzeitig ab und sind alle zum angemessenen Spiel eines
Stückes notwendig.
- Atmung
- Ansatz
- Artikulation
- Klangempfinden
- Haltung und Technik (Motorik)
a. Atmung:
Vor allem am Anfang des Fagottlernens gilt es, richtiges Atmen zu erlernen oder
besser: wiederzuerlernen. Ein natürlicher Atemfluss ist nicht nur für ein
problemloses Spiel des Instruments unerlässlich sondern auch für die musikalische
Gestaltung. Die Flankenatmung, im Wechselspiel mit der Bauchatmung („Stütze“)
und eine genaue Dosierung der Luftmenge tragen zu einer sicheren Ansprache des
Tones bei.
- Atemübungen ganz ohne Instrument oder nur am Rohr
- Beeinflussung der Intonation durch die Atmung
- Zirkuläratmung (bei fortgeschrittenen SchülerInnen)
b. Ansatz:
Anfänglich gilt es mit Rücksicht auf die körperlichen Voraussetzungen der
SchülerInnen eine kontrollierte, kräftige Lippenspannung zu entwickeln.
- Ausgleich der Register
- Bewältigen großer Intervallsprünge
- Verändern der Klangfarbe und sichere Ansprache
c. Artikulation:
Artikulation ist ein Wechselspiel von Zunge, Atemführung und Formung des
Mundinnenraumes.
- Richtiger Zungenstoß (Zungenspitze)
- Doppelzunge (bei fortgeschrittenen SchülerInnen)
d. Klangempfinden:
Das Klangempfinden entsteht aus dem Wechselspiel von Atmung, Ansatz und
Artikulation und sollte über die Lehrkraft (durch Vorspielen), CDs, Ensemblespiel
bzw. Kammermusik und Orchester erlernt werden.
- Gehörbildung und -schulung (auch zur Selbstreflexion)
- Bei fortgeschrittenen SchülerInnen empfiehlt sich auch das Erlernen von Vibrato
e. Haltung und Technik (Motorik):
Am Beginn ist auf eine gute, natürliche und anatomiefreundliche Körperhaltung
und Körperspannung (vom Kopf über den Rumpf bis zu den Armen und Händen)
zu achten, denn nur dadurch ist ein leichtes Erlernen der Fingertechnik möglich.
- Synchronisation von Finger und Zunge
- Klare Positionierung der Finger (Daumen!), Finger nicht durchknicken, linker Zeigefinger muss rollen können (Halbloch)
- Belastung des linken Armes ausgleichen (diverse Tragesysteme!)
6. Kultur-, musikhistorisches und musikkundliches Wissen
Kulturhistorisches und musikkundliches Wissen helfen den SchülerInnen, die
gespielte Musik zu reflektieren und stilistisch angemessen zu interpretieren.
Die Entwicklung des Instrumentes und der historische Hintergrund sollten erklärt und
anhand der spezifischen Literatur erfahrbar gemacht werden.
(siehe auch Punkt 15)
- Instrumentenkunde, Geschichte und Bau der Fagottfamilie
- Stilkunde und Aufführungspraxis – dem Alter und Ausbildungsstand entsprechend
- Kulturhistorische Hintergründe: Information zum Stück und zu den KomponistInnen und ihrer Zeit
- Formen/Gattungen
- Vernetzung der Kunstrichtungen, Gemeinsamkeiten aufzeigen – Bezüge zu Literatur, Architektur und Bildender Kunst herstellen
- Anregung zum aktiven Musikhören
- Ermutigung der SchülerInnen, selbst etwas in Erfahrung zu bringen (Internet, Lexika etc.)
7. Lebendiger Unterricht und vielfältige Unterrichtsformen
Einzel-, Partner-, Gruppen-, Ensemble- und Klassenunterricht
Methodische Flexibilität bezieht sich auch auf Unterrichtsformen – diese sind weder
grundsätzlich gut noch schlecht, sondern lediglich danach zu beurteilen, ob sie in
Bezug auf die definierten Intentionen und die anstehenden Inhalte zielführend sind.
Auch wenn zunehmend neue Unterrichtsformen den traditionellen Einzelunterricht
ergänzen: Eine wichtige Quelle positiver persönlicher und musikalischer Entwicklung
der SchülerInnen an einer Musikschule ist eine persönliche, vertrauensvolle und
beständige Beziehung zu ihren LehrerInnen.
Einzelunterricht ist im Sinne einer individuellen Förderung am Instrument die
traditionelle und beste Basis für eine fundierte Ausbildung. Der Gruppenunterricht
kann diese Basis durch die Erreichung weiterer pädagogischer und musikalischer Ziele
sinnvoll unterstützen. Alle anderen Unterrichtsformen sollten als Ergänzung dazu
gesehen werden.
Ensemblespiel und Kammermusik in vielfältigen Besetzungen ist in allen
Leistungsstufen ein wesentlicher Bestandteil des Unterrichts und eine wichtige
Ergänzung der Ausbildung.
- Klassengemeinschaft bilden
- Verschiedene flexible Unterrichtsmodelle
- Meisterkurse, Orchesterwochen bzw. andere Fortbildungsseminare
- Projekte, Austausch, Auslandskontakte
Es gibt viele Möglichkeiten, sich den Unterrichtsthemen von verschiedenen Seiten
anzunähern und so den Unterricht lebendig zu gestalten:
- Kenntnis und Anwendung vieler unterschiedlicher methodischer und didaktischer Lösungsansätze
- Bildhafte Sprache
- Rollentausch LehrerIn – SchülerIn
- Humorvoller, einfühlsamer Umgang mit den SchülerInnen, der Platz bietet für Selbstkritik und Selbstreflexion
- Gemeinsames Musizieren von LehrerInnen und SchülerInnen
- Verwendung von abwechslungsreicher Unterrichtsliteratur
- Verschiedene Musizierformen
- Simultanunterricht
8. Übeformen/Übepraxis
Zentrale Fragen sind:
- WAS ist üben?
- WIE sollte geübt werden?
Die LehrerInnen sollten bei der Auswahl der Übestrategien die individuellen
Wahrnehmungskanäle der SchülerInnen berücksichtigen (auditiv, visuell,
kinästhetisch).
- Vermittlung von Übetechniken, Übemethoden und Zeitmanagement (effektives und effizientes Üben)
- Übeplan erstellen: Kurz- und Langzeitziele definieren
- Hinführen zur Selbstreflexion, zum „inneren Lehrer“ (selbstständiges kritisches Üben)
- Mentales Üben
- Übesituation und Hilfsmittel (Räumlichkeiten, Unterstützung der Eltern, Notenständer, Metronom, Stimmgerät etc.)
- Verwendung von Medien (Play alongs, Computer, Aufnahmen, Videoaufzeichnung)
- Das Üben selbstständig und als Selbstverständlichkeit in den Tagesablauf einbauen
9. Einbeziehung und Mitarbeit der Eltern
Wichtig ist die positive Einstellung, Aufmerksamkeit und Wertschätzung der Eltern
und das aktive Interesse an den Lernfortschritten der Kinder.
Im Vordergrund stehen das Interesse und die Motivation der SchülerInnen für das
Instrument (nicht die der Eltern oder des Vereins) zu wecken und aufzubauen.
Die Lehr- und Lernziele des Fagottunterrichts sollten mit den Eltern besprochen
werden. Bei sehr jungen SchülerInnen kann es von Vorteil sein, wenn die Eltern beim
Unterricht anwesend sind.
- Tipps an die Eltern für:
- Betreuung (Üben, Vorbereitung auf Auftritte und Prüfungen)
- Pflege und sorgfältigen Umgang mit dem Instrument
- Verständnis bei den Eltern aufbauen für die hohen Kosten eines Fagotts und des Zubehörs
Möglichkeiten für das Vermitteln dieser Informationen bieten:
- Elternabende
- Schülerkonzerte
- Elterngespräche
- Anwesenheit der Eltern im Unterricht (bei jungen AnfängerInnen)
- Mitlernen der Eltern
- Gemeinsames Musizieren, Familienmusik, Lieder begleiten, Volksmusik
10. Vorbereitung und Nachbereitung des Unterrichts
- Organisation: SchülerInnen, Stundenplan, Räumlichkeiten
- Konferenzen, Sitzungen, Administration
- Erstellung eines individuellen Ausbildungsplanes für die SchülerInnen
- Reflexion des Unterrichts, Feedback von den SchülerInnen
- Klassenkatalog, Ausbildungsprotokoll bzw. Dokumentation des Unterrichts
- Organisation des Ensemble- und Kammermusikunterrichts
- Organisation und Beschaffung der geeigneten Unterrichtsmaterialien (Auswahl, Kauf der Noten, Zubehör etc.)
- Beratung beim Instrumenten- und Zubehörkauf
- Bearbeitung und Einrichtung des Notenmaterials
- Auswahl und Beschaffung geeigneter Literatur für Konzerte, Prüfungen, Wettbewerbe
- Organisation und Durchführung von Klassenabenden
- Austausch mit KollegInnen bezüglich fachübergreifender Projekte
- Elterngespräche
- Vorbereitung der Lehrkraft – eigenes Üben
- Konzerttätigkeit und Konzertbesuch der Lehrkraft (Kontakt zur Musikwelt im Sinne eines praxisorientierten Unterrichts)
- Teilnahme am örtlichen Kulturleben und bei Musikschulveranstaltungen
- Fortbildung
- Der Rohrbau für die Schülerinnen ist Teil der Unterrichtstätigkeit (fällt in die Vor- und Nachbereitungszeit), ist aber im gegeben Rahmen nur schwer zu bewältigen!
(siehe auch Punkt 16)
11. Lernziele/Bildungsziele (nach Entwicklungsstufen/Leistungsstufen)
Das oberste Ziel des Unterrichts ist es, den SchülerInnen Freude an der Musik und alle
Voraussetzungen zum selbstständigen Musizieren zu vermitteln. Die Eigenständigkeit
der SchülerInnen ist zu fördern. Die SchülerInnen sind mit individuellen
Voraussetzungen ausgestattet und haben unterschiedliche Probleme zu lösen. Das
Unterrichtstempo richtet sich nach Fleiß, Talent und Aufnahmefähigkeit der
SchülerInnen. Alle Stufen sind daher stark überlappend und der Inhalt der
aufbauenden Stufen tritt zu den vorangegangenen hinzu.
Es ist für den Lernfortschritt wichtig, Kammermusik und Orchesterspiel zu
unterstützen und zu ermöglichen. Außerdem sollen die SchülerInnen zu qualifizierten
ZuhörerInnen herangebildet werden.
Elementarstufe
Diese Stufe nimmt im Fagottunterricht einen geringen Anteil ein, da die SchülerInnen
meist von einem anderen Instrument zum Fagott überwechseln.
- Kennenlernen (Zusammenstellung, Pflege, Wartung des Instruments) und Erlernen einer ungezwungenen, natürlichen Körperhaltung
- Wecken und Sensibilisierung der Sinne (vorwiegend: Hören, Fühlen, Sehen)
- Atemübungen (mit und ohne Instrument): Bewusstmachen der verschiedenen Atemarten, Aufbau der „Stütze“
- Aufbau und Erklärung des Ansatzes durch Übungen am Rohr (mit und ohne Instrument)
- Erste Töne durch Kombination von Atemübungen, Übungen am Rohr und Zungenübungen
- Tonübungen (Haltetöne, Dynamik, „Verklingen-lassen“, Einbeziehung der Pausen in die Tongestaltung)
- Spiel erster einfacher Melodien – auch auswendig (Gehörbildung)
- Echoübungen
- Artikulationen (Bewusstsein für Zungenbewegungen aufbauen)
- Rhythmusübungen (mit und ohne Instrument – Klatschen, Singen)
- Improvisieren (möglichst ungezwungener Umgang mit dem Instrument)
- Notenlesen lernen
- Fingerübungen: Bewusstmachen des richtigen Greifens
- Motorische Übungen
Unterstufe
- Weiterführung der Übungen aus der Elementarstufe
- Selbsterleben und -beobachten (d.h. Führung zur höheren Eigenständigkeit bei der „Arbeit“ mit dem Instrument)
- Ausdehnen des Tonraums von C bis ca. f1
- Spiel von Tonleitern, Intervallübungen (Gehörübungen in der Dur-Tonalität)
- Trainieren und Erlernen schwieriger Fingerkombinationen und deren Koordination mit der Zunge
- Aufbau eines Klangempfindens in allen Tonlagen und dynamischen Bereichen (z.B. durch Spiel von Duetten mit der Lehrkraft)
- Die Stütze als Intonations- und Klangfaktor erleben
- Artikulation als musikalisches Ausdrucksmittel
- Selbstständiges Erarbeiten kleinerer Musikstücke (Atemzeichen, Phrasenbildung, Artikulationsarten)
- Verfeinerung des Umgangs mit den Tönen mit Halbloch
- Auswendigspiel als Gehör- und Konzentrationsübung
- Spiel einfacher Stücke mit Klavier und anderen Instrumenten
- Einführung in den Rohrbau: Umgang mit Werkzeug, Aufbinden, erste „Schabe“-Versuche
Mittelstufe
- Erreichen des „kompletten“ Tonumfangs B bis c2, Tonleiterstudien, Intervallübungen und Dreiklangszerlegungen im gesamten Tonbereich
- Gehörübungen (Intervalle, Dreiklänge)
- Der Tenorschlüssel (Übungen zum Spiel im Tenorschlüssel und zum schnellen Wechseln zwischen Bass- und Tenorschlüssel)
- Fingerübungen (auch selbst erfundene) zur Bewältigung schwieriger Passagen – Automatisierung der Bewegungsabläufe
- Automatisierung der Atmungs- und Zungenabläufe
- Verwendung des Ansatzes als Mittel zum Ausgleichen der Klangunterschiede der Register (und der Intonation)
- Niederschreiben gehörter Rhythmen und Spielen von komplizierteren Abläufen
- Verwendung der erlernten Ausdrucksmittel zum stilgerechten Spielen von Stücken aller Epochen
- Kammermusik- und Orchesterspiel
- Verstärktes Blattspiel und Auswendigspiel
- Grundlagen in Formen- und Harmonielehre (Struktur und Harmonieabläufe des gespielten Stücks durchgehen)
- Vibrato-Übungen
- Rohrbau: Rohr-Finish – Fertigung von intonationssicheren, guten Rohren
- Kontrafagott
Oberstufe
- Erkennen und Spielen aller Dur- und Moll-Tonarten, Dreiklänge und Septakkorde
- Barocke Phrasierungstechniken („Schwebender Bogen“ und andere Verzierungen)
- Gestaltung von Kadenzen
- Ausweitung und Vertiefung von anspruchsvollen und modernen Spieltechniken (Doppelzunge, Flageolett, Multiphonics etc.), die schon in früheren Stufen zum Einsatz gekommen sind
- Werkanalyse
- Verstärktes Kammermusik- und Orchesterspiel
- Perfektionierung im Rohrbau
12. Empfehlungen für Übertrittsprüfungen
Es wird betont, dass das Folgende als Empfehlung zu verstehen ist, da Handhabung
und Philosophie der Prüfungen sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden
und die jeweiligen Statuten anzuwenden sind.
Das positive Erlebnis für die SchülerInnen muss oberste Priorität haben, deshalb sollte
unbedingt für eine entspannte, gute Atmosphäre bei den Prüfungen gesorgt werden.
Die Prüfungen sollten in Form eines öffentlichen Auftritts abgehalten werden (z.B.
Vortragsabend, Klassenabend), wobei jugendliche KorrepetitorInnen wünschenswert
wären. Kreative Leistungen wie Eigenkompositionen und Improvisationen werden
besonders bewertet, ebenso das Auswendigspiel.
Die SchülerInnen sollten in der Lage sein, das Programm ihrer Entwicklung und
Persönlichkeit gemäß musikalisch zu gestalten.
Elementarprüfung
(von der Elementar- in die Unterstufe)
Am Ende der Elementarstufe kann eine kleine Prüfung im Rahmen eines
Vorspielabends oder Konzerts stehen.
Bewertungskriterien:
- Erfassen einfacher, grundlegender Rhythmen
- Mindestens zwei dynamische Differenzierung hörbar machen (piano – forte)
- Intonation und Klangqualität
1. Übertrittsprüfung
(von der Unter- in die Mittelstufe)
Allgemeines:
- Tonumfang: C bis f1
- Empfohlenes Mindestalter 6. Schulstufe (11 bis 12 Jahre)
Bewertungskriterien bzw. Prüfungsinhalte:
- Erfassen einfacher, grundlegender Rhythmen z.B. punktierter Rhythmus, 6/8 Takt
- Mindestens zwei dynamische Differenzierung hörbar machen (piano – forte)
- Annehmbare Intonation und Klangqualität
- Natürliche Atemfunktion, Spielen eines geraden Tones
- Erkennen musikalischer Phrasen
- Saubere Griffverbindungen (Halbloch – g, gis) und gute Koordination Finger – Zunge
Programm:
- Eine Solokomposition (kann auch eine Etüde sein)
- Zwei solistische Kompositionen mit Begleitung (Klavier, Cembalo, Gitarre etc.) oder Kammermusikwerke in unterschiedlichen Besetzungen
Das Programm sollte einen langsamen Satz für den musikalischen Ausdruck und einen
schnellen Satz für den motorischen Aspekt (Technik) enthalten, sowie Stücke aus zwei
verschiedenen Stilepochen, darunter Originalkompositionen mit besonderer
Berücksichtigung der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts.
2. Übertrittsprüfung
(von der Mittel- in die Oberstufe)
Allgemeines:
Bewertungskriterien bzw. Prüfungsinhalte:
- Erfassen komplexer Rhythmen, z.B. Wechsel von Triolen, Achtel, Sechzehntel
- Dynamische Differenzierung auf drei Stufen erweitern
- Gute Intonation
- Technik
- Artikulation: staccato, tenuto
- Tenorschlüsselkenntnis
Programm:
- Eine Solokomposition (kann auch eine Etüde sein)
- Zwei solistische Kompositionen mit Begleitung (Klavier, Cembalo, Gitarre etc.) oder Kammermusikwerke in unterschiedlichen Besetzungen
Das Programm sollte einen langsamen Satz für den musikalischen Ausdruck und einen
schnellen Satz für den motorischen Aspekt (Technik) enthalten, sowie Stücke aus drei
verschiedenen Stilepochen, darunter Originalkompositionen mit besonderer
Berücksichtigung der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts.
Abschlussprüfung
(am Ende der Oberstufe)
Allgemeines:
- Tonumfang: B bis d2
- Die Prüfungszeit sollte mindestens 20 Minuten betragen.
- Ein Werk sollte vollständig zur Aufführung gelangen (alle Sätze).
Bewertungskriterien bzw. Prüfungsinhalte:
- Stilgerechtes Musizieren hinsichtlich Tongebung, Klangfarbe, Verzierungen
- Musikalische Persönlichkeit und Reife
- Eigenständigkeit im Auftreten und entsprechende Bühnenpräsenz
- Vielfalt der Programmgestaltung unter Berücksichtigung der persönlichen Stärken und Vorlieben der SchülerInnen
- Rhythmische Sicherheit
- Dynamisch differenziertes Spiel
- Kräftiger Fagottklang und sichere Intonation
Programm:
- Eine Solokomposition (kann auch eine Etüde sein)
- Zwei solistische Kompositionen mit Begleitung (Klavier, Cembalo, Gitarre etc.) oder Kammermusikwerke in unterschiedlichen Besetzungen
Das Programm sollte einen langsamen Satz für den musikalischen Ausdruck und einen
schnellen Satz für den motorischen Aspekt (Technik) enthalten, sowie Stücke aus drei
verschiedenen Stilepochen, darunter Originalkompositionen mit besonderer
Berücksichtigung der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts.
13. Besondere Hinweise zum „frühinstrumentalen Unterricht“ und zum Unterricht mit
„jugendlichen und erwachsenen AnfängerInnen“
Frühinstrumentaler Unterricht
Ein Beginn mit dem Fagottunterricht ist ab ca. 6 Jahren möglich, wobei es sinnvoll ist,
mit kindgerechten Instrumenten wie „Fagottinos“ (Quart-, Quint- und Oktavfagotte)
einzusteigen.
Wenn Fagotte in Normalgröße mit kindgerechter Mechanik (zum Teil verlängerte
Klappen) sowie ein geeignetes Tragesystem (Schultergurte etc.) vorhanden sind, kann
schon früher auf diesen Instrumenten begonnen werden.
Folgende Punkte sind wichtig:
- Wecken und Sensibilisieren der Grundfähigkeiten (Körperwahrnehmung, Hören, Sozialverhalten beim Gruppenmusizieren)
- Spiel ohne Noten
- Lebendiger und altersgemäßer Unterricht (z.B. Unterrichtsinhalte mittels Geschichten vermitteln)
- Kindgerechte Unterrichtssprache und Lehrmittel
- Zusammenarbeit mit den Eltern
- Geeignetes, kindgerechtes Instrument
- Vermittlung des richtigen Umgangs mit Rohr und Instrument
Unterricht mit jugendlichen AnfängerInnen
Die Lehrkraft sollte die Motivation der jugendlichen AnfängerInnen abklären und
darauf eingehen. Dabei ist es besonders wichtig, deren Musikvorlieben zu beachten
und in den Unterricht mit einzubeziehen (auch Pop, Musical, Volksmusik etc.).
- Berücksichtigung des körperlichen und geistigen Wachstums in dieser Phase und der Veränderung des Körpergefühls und der Weltanschauung
- Geeignete Rahmenbedingungen für Auftritte ermöglichen und soziale Einbindung in ein Ensembles, Orchester, Blasmusik, Band etc.
- Lernen durch Selbstentdecken fördern
- Förderung der Persönlichkeitsentwicklung der SchülerInnen
Unterricht mit Erwachsenen
Die Lehrkraft sollte die Motivation und die Zielvorstellung der erwachsenen
AnfängerInnen abklären und darauf eingehen. Hier gilt es vor allem, mitgebrachte
Erwartungen und Hörgewohnheiten zu berücksichtigen und als Ausgangsbasis für die
weitere musikalische Entwicklung zu verwenden.
- Auftritte und Prüfungen nur auf freiwilliger Basis und in geeigneten Rahmenbedingungen
- Unterstützung des Bestrebens, Musik komplexer zu erfahren (Musikgeschichte, Instrumentenkunde, theoretisches Wissen)
14. Hinweise zum Unterricht mit „Menschen mit Behinderungen“
Die Möglichkeit des Unterrichts ist hier individuell zu entscheiden und dieser sollte
nur von speziell ausgebildeten Lehrkräften mit entsprechenden Erfahrungen erfolgen.
(siehe auch Punkt 3)
Die baulichen Voraussetzungen des Musikschulgebäudes müssen gegebenenfalls
vorhanden sein und die LehrerInnen sollen ein Mitspracherecht bei der Aufnahme
haben.
- Berücksichtigung der individuellen Sonderformen
- Anpassung der Lernziele und Lerninhalte an die individuellen Fähigkeiten
- Intensiver Kontakt mit Eltern und/oder Betreuungspersonen
15. Instrumentenkundliches (Sonderformen, Pflege, Kauf, ...)
Zur Fagottfamilie gehören: Oktav-, Quint-, Quartfagott, Kontrafagott
Da die Anschaffung eines Fagotts sehr kostspielig ist, sollte den SchülerInnen – wenn
notwendig – ein Instrument von der Musikschule zur Verfügung gestellt werden. Dies
trifft vor allem auch auf die weiteren Instrumente der Fagottfamilie zu (z.B.
Kontrafagott).
- Die Lehrkraft sollte beim Kauf von Instrument und Rohr beratend zur Seite stehen.
- Neben dem normalen Fagott ist den SchülerInnen auch der Umgang mit dem Kontrafagott näher zu bringen.
- Rohrbauwerkzeuge sollten von der Musikschule zur Verfügung gestellt werden.
- Bei jüngeren SchülerInnen sollten auch die Eltern über die Pflege des Instruments informiert werden.
- Instrumentenpflege: Vor allem jüngere SchülerInnen sollen auf den behutsamen Umgang mit dem Fagott hingewiesen werden, denn verbogene Klappen, beschädigte Klappenpölster (z.B. Piano-Klappe) kommen öfters vor.
- Kleinere Reparaturen können von den LehrerInnen behoben werden.
- Der Kontakt zu einer Fagottwerkstatt sollte aufgebaut bzw. gepflegt werden.
16. Fachspezifische Besonderheiten
Der Umgang mit dem Rohr und dem Rohrbau sollte von den SchülerInnen erlernt
werden (z.B. in einer monatlichen Stunde für Rohrbau). Nochmals sei auf die
besondere zeitliche und finanzielle Belastung der DoppelrohrbläserInnen hingewiesen.
(siehe auch Punkt 10)
Aufgrund der hohen Kosten des Instruments ist Sponsoring (in Zusammenarbeit mit
dem Österreichischen Blasmusikverband oder örtlichen Musikeinrichtungen)
bezüglich des Ankaufs von Leihinstrumenten zu empfehlen.