Fachspezifischer Teil - Klavier mit JPR-Klavier
Anmerkung zur Elementarstufe: Da die Bezeichnung „Elementarstufe“ zu Verwechslungen mit dem eigenständigen Bereich
der „Elementaren Musikpädagogik“ führen könnte, haben einige Bundesländer diese Stufe in „Grundstufe“ umbenannt. Dieser
Entwicklung folgend werden im Lehrplan-PDF immer beide Begriffe genannt (Elementarstufe/Grundstufe). Die beiden
Begriffe „Elementarstufe“ und „Grundstufe“ stehen synonym für die erste bzw. unterste Ausbildungsstufe des KOMU-Lehrplans.
Vorbemerkung: Im folgenden Lehrplan wurden "Klavier" und "Jazz-Pop-Rock-Klavier" aufgrund ihrer fachspezifischen
Besonderheiten getrennt angeführt. Die vielen Gemeinsam-keiten in den Formulierungen untermauern jedoch, dass
Klavier „klassisch“ und Klavier „JPR“ sich grundsätzlich nicht widersprechen, sondern vielmehr gegenseitig
bereichern. Beide Fächer werden auch oft parallel ausgeübt.
1. Musikrepertoire – inhaltliche Breite
1.1 Klavier
Ausgehend von einem freien Zugang zum Klavierspiel sollen die SchülerInnen mit vielfältigen Stilepochen, Strömungen und Gattungen vertraut gemacht werden.
Bei der Werkauswahl gilt es, eine inhaltliche Balance zwischen allen didaktischen Kriterien und den musikalischen Neigungen der SchülerInnen zu wahren.
Im Sinne einer abwechslungsreichen Unterrichtsgestaltung sollten neben traditionellen Formen auch folgende Inhalte in unterschiedlichen Besetzungen vermittelt werden:
- Zeitgenössische Musik
- Eigenkompositionen / Improvisationen
- Angewandte Musiktheorie
- Bearbeitungen (z.B. Klavierauszüge)
1.2 Jazz Pop Rock Klavier
Jazz/Pop/Rock (im Folgenden kurz JPR genannt) und seine verwandten Gattungen sind relativ junge Musikstile mit schnell
fortschreitender Entwicklung in verschiedene Richtungen. Es gilt daher bei der Auswahl des Repertoires die
entwicklungsgeschichtliche Relevanz einerseits sowie aktuelle Tendenzen andererseits zu berücksichtigen. Das Vermitteln
eines möglichst weiten musikalischen Horizonts – eines breiten Angebots an Stilen und Spieltechniken historischer und
zeitgemäßer Musik des JPR-Klaviers – sollte zentrales Grundanliegen sein. Sowohl Literaturwünsche der Schüler-Innen als
auch Vorlieben und stilistische Schwerpunktsetzungen der LehrerInnen sollten nach Möglichkeit Berücksichtigung finden.
- Improvisation
- Unterschiedliche Stile wie Jazz, Blues, Stride Piano, Swing, Bebop, Hardbop, Cool-Jazz, Free-Jazz, Fusion, Latin, Modern Jazz etc.
- Originalliteratur und Transkriptionen
- Lehrwerke, Solo, Bandliteratur, Anwendungsbeispiele im Pop, Songbegleitung (SängerInnen, InstrumentalistInnen)
Ein wichtiger Ansatz ist die Beschäftigung mit stilbildenden Persönlichkeiten aus dem JPR Bereich.
2. Musizierformen
2.1 Klavier
Neben dem solistischen Spiel ist gemeinsames Musizieren ein integrierter Bestandteil des Unterrichts für die gesamte
Dauer der Ausbildung. Besonderes Augenmerk erfahren alle kammermusikalischen Musizierformen, die von Anfang an in den
Unterricht eingebunden werden, was zu einer Förderung interaktiver musikalischer Fähigkeiten und des Hörvermögens führt.
Musizierformen sind unter anderem:
- Solistisch
- Vier- bis achthändig
- Spiel an zwei und mehreren Klaviere
- Kammermusikformationen
- Korrepetition
- Improvisation
- Spiel im Orchester
- Interdisziplinär (Malerei, Literatur, Theater, Tanz, Film)
2.2 Jazz Pop Rock Klavier
Um eine bestmögliche musikalische Entwicklung zu ermöglichen, sollten die SchülerInnen zu einem möglichst frühen
Zeitpunkt der Instrumentalausbildung in eine Ensemblesituation eingebunden werden. Es gilt als eine spezielle
Qualität im JPR, dass die Stücke mittels einfacher Arrangementtechniken an den Entwicklungsstand von SchülerInnen
angepasst werden. Die Improvisation ist in den unterschiedlichsten Spielformen ein zentrales Gestaltungselement.
- Solo
- Duo (auf 2 Klavieren / 4-händig)
- Band
- Combo
- Begleitung
- Spiel mit Playalong-CDs, Sequenzern oder Midifiles
- Interaktives Zusammenspiel
3. Eignung, Lernvoraussetzungen
3.1 Klavier
Es wird empfohlen, dass die Fachlehrkraft in einem Beratungsgespräch über die Voraussetzungen des Unterrichts informiert. Dabei sollen die Eltern über die notwendigen Rahmenbedingungen für den Lernprozess aufgeklärt werden.
Entwicklungspotentiale können erst nach einem längeren Unterrichtszeitraum festgestellt werden.
Diese sind unter anderem:
- Motivation
- Musikalisches Gehör und Rhythmusempfinden
- Merkfähigkeit
- Lernbereitschaft
- Konzentrationsfähigkeit
- Beharrlichkeit des Interesses
- Koordination und Feinmotorik
Um die im Unterricht vermittelten Lehrinhalte umsetzen zu können, sind folgende Parameter zu beachten:
Instrumente
- Mechanische (zu bevorzugen) und elektronische Instrumente (kein Keyboard) unterliegen bestimmten Qualitätsnormen.
- Geeignete Instrumente müssen sowohl in adäquaten Unterrichtsräumen als auch beim häuslichen Üben verfügbar sein.
- Passende Sitzgelegenheiten müssen vorhanden sein (inklusive Fußschemel, Kinderpedale etc.).
Übemöglichkeiten
Das Vorhandensein eines Instrumentes zu Hause ist Voraussetzung. Der passende Standort des Klaviers in der Wohnung ist für ein ungestörtes, effizientes Üben von hoher Wichtigkeit.
Zeitfaktor
Es müssen genügend zeitliche Ressourcen zur täglichen, regelmäßigen Beschäftigung mit dem Instrument gegeben sein.
3.2 Jazz Pop Rock Klavier
Eignung und Lernvoraussetzungen für Klavier im JPR-Bereich entsprechen den allgemeinen Kriterien zum Erlernen eines
Tasteninstruments. Zusätzlich sind wichtig:
- Freude und Lust am Improvisieren und Experimentieren
- besonderes Interesse an JPR-Musikstilen
4.Ganzheitliche Pädagogik
4.1 Klavier
Polyästhetische Inhalte sind in den Unterricht einzubeziehen. Musikalisches Lernen findet auf verschiedenen Ebenen statt: emotional, sinnlich-motorisch, physisch, visuell, auditiv und musikalisch-analytisch. Die Lehrkraft sollte auf die unterschiedlichen Wahrnehmungstypen eingehen. In ihrem musikalischen Werdegang, der untrennbar mit ihrer allgemeinen Entwicklung verknüpft ist, sind die SchülerInnen zur Selbstständigkeit zu ermutigen.
Die Vorbildfunktion der Lehrkraft und eine gute Kommunikation sind Voraussetzungen für einen gelungenen Unterricht.
Fachspezifische Lern- und Lehrinhalte sind auf einen weiten musikalischen Horizont auszurichten:
- Blattspiel
- Liedbegleitung
- Gehörbildung, angewandte Musiktheorie
- Geschichte des Instruments
- Historische Aufführungspraxis (Spiel auf artverwandten Instrumenten wie z.B. Orgel, Cembalo)
- Aspekte der Kultur- und Musikgeschichte
- Literaturkenntnis
- Einsatz neuer Medien
- Konzertpraxis (Auftrittstraining, Umgang mit Lampenfieber)
4.2 Jazz Pop Rock Klavier
Einen Song in verschiedenen Tonarten zu spielen und über seine Form zu improvisieren fördert das Denken in
harmonischen Stufen. Das Experimentieren anhand von Songs mit verschiedenen Grooves und verschiedenen Tempi
verbessert die rhythmische Wachsamkeit und Beweglichkeit.
Notensatz- und multifunktionale Musikprogramme können wesentlich zu Effizienz und Flexibilität im modernen
Unterricht beitragen und ermöglichen den LehrerInnen eine den SchülerInnen individuell angepasste Unterrichtsgestaltung.
Es sollten alle Sinne angesprochen (Augen, Ohren, Körperbewusstsein) und auf verschiedenste Wahrnehmungstypen eingegangen werden.
Ganzheitliche Pädagogik bedeutet im JRP-Bereich das Einbeziehen von nicht unmittelbar instrumentenbezogenen Elementen in den Unterricht wie:
- Ear-Training
- Einbindung der Stimme in den Instrumentalunterricht
- Angewandte Musiktheorie (Hören – Benennen – Anwenden)
- Körper bezogenes Rhythmustraining (Bodypercussion, Basisrhythmustraining mit allen vier Gliedmaßen)
- Arrangement, Songwriting, Komposition
- Transkribieren, Technik erlernen durch das Spiel von Transkriptionen
- Leadsheet Notation
- Computerunterstützte Arbeit
- Einsatz von Play along-CDs und Midifiles
- Arbeit mit Metronom
Diese nicht auf die instrumentenspezifische Ebene reduzierten Elemente ermöglichen die individuelle Förderung
der Persönlichkeitsentwicklung der SchülerInnen mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen auf dem Weg zur
Eigenständigkeit. Sie geben behutsam Hilfestellungen bei der Entwicklung eines ausgeprägten musikalischen
Differenzierungsvermögens – vor allem auch in Bezug auf Modeströmungen und Fragen wie:
- Was macht die besondere Qualität eines Songs aus?
- Welche Stilmittel wurden verwendet?
- Worin besteht die Originalität einer Komposition?
- Hat der Text eine starke Aussage und wie wird diese kompositorisch und / oder arrangementtechnisch unterstützt?
- Gibt es eine politische oder gesellschaftskritische Aussage?
- Pure Kommerzialität versus Eigenständigkeit – „Unterhaltungsmusik“ contra „künstlerischer Anspruch“
Die musikalischen Sprachen und „Codes“ der Popularmusik tradieren sich primär auditiv über Aufnahmen und
Live-Konzerte und erst in zweiter Linie durch Notation. Ein nachhaltiger, von gutem Stilverständnis getragener
Lernerfolg am Instrument lässt sich daher für die SchülerInnen nur in Verbindung mit aktivem Anhören, Analysieren,
Imitieren und bestenfalls Transkribieren stilbildender InstrumentalistInnen erzielen.
Weitere Aspekte:
- JPR-Klavier als Universalinstrument – Erstellen von Arrangementkonzepten
- Jazz-Phrasierung
- Geschichtlicher Background
- Ausdruck eines gewissen Lebensgefühls, einer Geisteshaltung, die untrennbar mit der Persönlichkeitsentwicklung verbunden ist
- Umgang mit Lampenfieber
5. Körper und Instrument, Technik
5.1 Klavier
Körperarbeit und -schulung ist durch unterstützende Übungen in den Unterricht einzubeziehen. Ein körperbewusstes, „ökonomisches“ Spiel dient der Vorbeugung von Überbelastungen und Spielschäden:
- Entspannungsübungen (Haltung, Atmung)
- Dehn- und Stretchingübungen
- Bewegung zur Musik, Rhythmusempfinden, Rhythmusübungen, Rhythmusspiele, Bodypercussion
- Ideale Position am Instrument; passende Sitzgelegenheiten müssen vorhanden sein (ergonomischer Stuhl, Fußschemel, Kinderpedal)
- Hören, Sprechen, Singen
- Mentales Training
Die Grundlage musikalischer Ausdrucksfähigkeit ist eine fundierte Technik. Künstlerischer Klavierunterricht vermittelt technische Fertigkeiten, die zum Ziel haben, Tongebung, Klangkultur und musikalische Gestaltungskraft zu fördern.
5.2. Jazz Pop Rock Klavier
- Überwindung der Distanz zum Instrument durch Arbeit an der inneren Klangvorstellung
- Lockerheit – Haltung – Atmung – Spielapparat – Sitzhöhe
- Improvisieren üben ist gleichzeitig Technik üben (Technik durch Vorstellung: "Ich kann alles spielen, was ich voraushöre")
- Individuelle, der Stilistik angepasste Klaviertechnik-Übungen
6. Kultur-, musikhistorisches und musikkundliches Wissen
6.1 Klavier
Durch die Einbindung von musikhistorischem und musikkundlichem Wissen sowie allgemeinem Kulturwissen wird der Anspruch der Musikschulen, musikalische Bildung zu vermitteln, vervollständigt. Für das künstlerische Gestalten und die musikalische Ausdrucksfähigkeit ist – basierend auf einem tieferen Verständnis der gespielten Werke – der geschichtliche Kontext wichtig. Im Unterricht sind vergleichende theoretische Kenntnisse und Grundlagen der jeweiligen Epoche im praktischen Musizieren zu erarbeiten und anzuwenden. Das Spiel auf Originalinstrumenten macht Instrumentenkunde und historische Aufführungspraxis hör- und begreifbar. Dieses Wissen kann unter anderem wie folgt vermittelt werden:
- Konzertbesuche
- Mediale Rezeption von Musik
- Moderation bei Konzerten und Klassenabenden
- Themenorientierte Programmzusammenstellung für Konzerte
In diesem Zusammenhang ist auf die Notwendigkeit von Ergänzungsfächern, Workshops, Projekten und Exkursionen hinzuweisen.
6.2 Jazz Pop Rock Klavier
Die Vermittlung von musikhistorischen Inhalten ist aufgrund des reichhaltigen Angebotes an qualitativ hochwertigen
Dokumentationen JPR-geschichtlicher Ereignisse (international gültige Referenzaufnahmen und Meisterwerke
stilbildender MusikerInnen) sehr gut möglich. Dies bezieht sich auch auf die Spezifika der verschiedenen
Stilistiken in unterschiedlichen kulturellen und regionalen Kontexten zu verschiedenen Zeiten.
Musikkundliches Wissen
Es wird ein begleitender Theorieunterricht empfohlen, der möglichst breit gefächert und praxisnah
sein soll. Gleichzeitig sollte den SchülerInnen ein Einblick in das gesamte musikalische Universum
jenseits aller stilistischen Grenzen eröffnet werden und sie ermuntert werden, musikalisch offen zu
denken und möglichst viel unterschiedliche Musik zu hören. Ziel sollte die Bildung eines Bewusstseins
für Ästhetik, Geschmacksbildung und eine Horizonterweiterung sein.
7. Unterrichtsformen – Lebendiger Unterricht
Einzel-, Partner-, Gruppen, Ensemble- und Klassenunterricht
7.1 Klavier
Methodische Flexibilität bezieht sich auch auf Unterrichtsformen – diese sind weder grundsätzlich gut oder schlecht, sondern lediglich danach zu beurteilen, ob sie in Bezug auf die definierten Intentionen und die anstehenden Inhalte zielführend sind.
Auch wenn zunehmend neue Unterrichtsformen den traditionellen Einzelunterricht ergänzen: Eine wichtige Quelle positiver persönlicher und musikalischer Entwicklung der SchülerInnen an einer Musikschule ist eine persönliche, vertrauensvolle und beständige Beziehung zu ihren LehrerInnen.
Mit dem Ziel einer optimalen Förderung der SchülerInnen sollte die Wahl der Unterrichtsform in der Verantwortung der betreffenden Lehrkraft liegen.
Das Ziel der Klavierausbildung an Musikschulen als qualitätsorientierte und nachhaltige Instrumentalausbildung ist eine
individuelle, künstlerische Persönlichkeitsausbildung der SchülerInnen und macht daher den Einzelunterricht zur zentralen
Unterrichtsform. Zur umsichtigen Verfolgung breitgefächerter, musikalischer und individueller Lernziele können Partner- oder
Gruppenunterricht pädagogisch sinnvoll integriert und flexibel angewandt werden. Diese Unterrichtsformen sollen zusätzlich
zum Einzelunterricht in Betracht gezogen werden.
Ergänzende Unterrichtsformen sind:
- Teamteaching
- Simultanunterricht
- Multidimensionaler Unterricht
- Klassentausch
- Seminarunterricht zur Erarbeitung von Projekten
- Schwerpunktwochen zu verschiedenen Themen
- Musikstunden mit Themenschwerpunkten
- Gemeinsame Klassenaktionen und Projekte
- Kinder lernen von Kindern / Übepartnerschaften
- Exkursionen
- Schülerkonzerte
7.2 Jazz Pop Rock Klavier
Prinzipiell stellt der Einzelunterricht am Instrument die effizienteste Unterrichtsform für die Vielfalt
der zu vermittelnden instrumentaltechnischen Inhalte dar. Darüber hinaus sollen die SchülerInnen
so bald wie möglich – schon ab der Elementar- und Unterstufe – in Ensembles eingebunden werden,
um ihnen eine Band-Erfahrung und die damit verbundene soziale Komponente des Musizierens zu
vermitteln. Zuhören lernen, den Blick für das „musikalische Ganze“ entwickeln und Kritikfähigkeit
zu erwerben sind Qualitäten, die in der Ensemblearbeit gebildet werden.
Spezifika der einzelnen Unterrichtsformen:
Einzelunterricht:
- Individuelle Förderung
- Arbeit im Detail
Partnerunterricht:
- Aufgaben- bzw. Rollenverteilung
- Die individuelle Förderung ist noch möglich
Gruppenunterricht:
- Individualförderung nur mehr sehr eingeschränkt möglich
- Verstärkt Rollenverteilung wie z.B. Aufteilung von Basslinie, Begleitung und Melodie
- Allgemeine Themenfelder können einer größeren Anzahl von SchülerInnen gemeinsam vermittelt werden
- Gruppendynamik: Pädagogische Spiele als Vermittlungshilfe
- Soziale Komponente bekommt eine bindende Qualität der SchülerInnen zur Musik.
Ensemble (als Ergänzung zu den anderen Unterrichtsformen):
- Zusammenspiel in allen Formen
- Erarbeiten von Repertoire
- Bandcoaching
- Improvisation
- Vermittlung von musikalischen Details bis hin zu Aufführungstechnischen Themen
- Vorbereitung auf öffentliche Auftritte
- Zielgerichtetes Arbeiten
Workshops mit Inhalten, die in den anderen Unterrichtsformen nicht bzw. nur begrenzt vermittelbar sind:
- Studiopraxis
- Bühnentraining
- Theorie
- Komposition
- Eartraining
- Improvisation
Diese Workshops eignen sich auch für die schulübergreifende Zusammenarbeit und den Einsatz von GastdozentInnen.
Weitere Ergänzungen zum Einzelunterricht:
- Multidimensionaler Unterricht
- Teamteaching, vorübergehender Klassentausch
- Projekte, Reisen, Austauschprojekte, Partnerschaften, Konzertbesuche
8. Übeformen und Übepraxis
8.1 Klavier
Zielorientiertes Üben ist wichtig und muss durch eine konkrete Aufgabenstellung klar und vom Umfang her verwirklichbar und kontrollierbar sein. Die äußeren Rahmenbedingungen – wie die häusliche Übesituation und das Zeitbudget (siehe Punkt 3) – sind unter Einbeziehung der Eltern abzuklären. Die Motivation zur selbstständigen häuslichen Arbeit kann durch das gemeinsame exemplarische Musizieren im Unterricht unterstützt werden. Unter Verwendung schülerorientierter Interessensgebiete wird die Spielfreude geweckt.
Das Üben muss geübt werden. Kritikfähigkeit und Selbstreflexion werden durch die Entwicklung des „inneren Lehrers“ gefördert. Die Entwicklung von individuellen Übestrategien ist auf die Persönlichkeit der SchülerInnen, deren Übeverhalten und Übepraxis abzustimmen.
Vielfältige Lösungsangebote für musikalische und technische Probleme können das Üben interessant und kreativ werden lassen:
- Fantasie anregen
- Gefühle ansprechen
- Temperament berücksichtigen
- Zu Übertreibungen ermutigen
- Eigene Übungen erfinden
- Mentales Üben
- Motokognition à genaue Definition bitte durch die Universitäten!!!
- Suggestion
- Improvisatorisches Erarbeiten eines Musikstücks
- Übezeitplanung
- Übetagebuch
- Übepartnerschaften
- Analyse von Ton- und Videoaufzeichnungen
8.2 Jazz Pop Rock Klavier
Es gilt, die SchülerInnen zu einem effizienten, spannenden und motivierenden Üben hinzuführen.
- Konzentration
- Motivation – positive Ermutigung
- Lockerheit – spielerisches Üben – „sich Freispielen"
- Intuitives Üben – repetierendes Üben – mentales Üben
- Lerntechniken – Lernstrategien
- Motokognition
- Zeitmanagement
- Entwicklung des „inneren Lehrers“ (= Autodidaktik fördern)
- Entwickeln des inneren Voraushörens und der harmonischen Vorstellungskraft
- Improvisation in Gruppen
- Konzerte, Auftritte, Wettbewerbe
Das regelmäßige Üben sollte durch Zielvorgaben (schriftliche Aufgabenstellung), die im Unterricht durch
individuell abgestimmte Übeformen und Übesequenzen erläutert und erarbeitet werden, möglich sein. Das
gemeinsame Erstellen eines individuellen Übeplans stellt einen wesentlichen Unterrichtsinhalt dar.
Aufzeichnungen ("Übetagebücher") der SchülerInnen über ihre Übegewohnheiten werden empfohlen und dienen
den LehrerInnen und SchülerInnen als wichtige Informationsquelle über das Überverhalten.
In der Übepraxis gelten als wichtige technische Hilfsmittel, um zu einem inneren Puls und zu einem
inneren Erleben von musikalischen Formen und Perioden hinzuführen:
- Metronom
- Drumcomputer
- Play along-CDs, Midifiles, Sequenzer
Durch Imitation der Lehrkraft und wichtiger musikalischer Vorbilder, durch Vor- und
Nachspiel, „call-response“, Transkription, Transposition sowie die Beschäftigung mit
Texten (auch bei Instrumentalmusik) werden auf der nonverbalen Ebene zentrale, für die
JPR-Musik wichtige Fähigkeiten der SchülerInnen ausgebildet. Das Auswendiglernen von
Themen, Songformen, Etüden, Akkordprogressionen sowie Patterns sollte dabei eine
Selbstverständlichkeit sein. Mit Hilfe von mentalem Training können bestimmte Aufgabenstellungen ökonomischer bewältigt werden.
9. Einbeziehung und Mitarbeit der Eltern
9.1 Klavier
Die Eltern sollen in die vielfältigen Aktivitäten der Musikschule einbezogen werden. Elternmitarbeit ist von den individuellen Bedürfnissen der einzelnen SchülerInnen abhängig. Reine Elterninformationen sind von aktiver Einbindung zu unterscheiden. Es gilt, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Schulinteressen und Elternaktivitäten zu schaffen und damit eine Hilfestellung zur Selbstständigkeit der SchülerInnen zu leisten.
Die Bereitschaft der Eltern zur Mitarbeit kann für folgende Bereiche genutzt werden:
- Elternabende, Elternstunden, Elterngespräche, Elternbriefe, Infoblätter
- Schaffung einer adäquaten räumlichen und akustischen Übesituation
- Unterrichtsbesuche bis hin zu „Mitmachstunden“
- Wochenplanung und Zeitabläufe
- Altersgemäße Übebegleitung
- Bewusst aktives Zuhören
- Organisatorische Hilfe
- Positive Ermutigung
Ideal sind Möglichkeiten zur Hausmusik und zum Musizieren in der Familie.
9.2 Jazz Pop Rock Klavier
Die Anteilnahme der Eltern am Lernprozess der SchülerInnen ist für die Beschäftigung mit Musik von großer
Bedeutung. Eltern sollten in einem regelmäßigen persönlichen Kontakt zur Musikschule über deren Aktivitäten
informiert werden. Bereits im Elternhaus kann durch das regelmäßige Hören von Musik aus dem JPR-Bereich ein
wichtiges Fundament für angehende JPR-PianistInnen geschaffen werden. In den Hilfestellungen für die Eltern,
die sich Zuhause mit ihren Kindern mit Musik (Hausmusik, Musizieren in der Familie) beschäftigen können,
steckt ein großes Potential um den Unterricht effizienter zu gestalten.
Die Wahl des Instrumentes sollte mit den Eltern besprochen werden, wobei Verständnis für
ein gutes („teures“) Instrument und die entsprechende Instrumentenpflege (Wartung, Stimmung)
geschaffen werden muss. Ebenso sollte zu Hause eine optimale räumliche Situation vorhanden sein.
In Lernkrisen können Eltern eine große Motivationsstütze sein.
10. Vor- und Nachbereitung des Unterrichts
10.1 Klavier
Eine gezielte Planung hilft wertvolle Unterrichtszeit zu sparen. Die Mitwirkung von SchülerInnen bei musikalischen Projekten und speziellen Aufgaben ist dabei besonders planungsaufwendig.
Die Zielsetzungen sind regelmäßig zu überprüfen (Reflexion / Supervision), wobei Erfahrungsaustausch und Unterrichtsbesuche unter KollegInnen (mit Nachbesprechung und Perspektivenwechsel) eine wesentliche Rolle spielen können.
Im Sinne eines permanenten Qualitätsmanagements müssen die Rahmenbedingungen für den Unterricht laufend überprüft und gegebenenfalls eingefordert werden. Eine ansprechende Raumgestaltung kann wesentlich zum angenehmen Lernklima beitragen (siehe Punkt 16). Fallweise sind zuständige Servicestellen (wie FachgruppenleiterInnen, FachreferentInnen u.a.) zu Rate zu ziehen.
LehrerInnen dürfen das eigene Musizieren bzw. Konzertieren nicht vernachlässigen, da sie eine wichtige Vorbildwirkung ausüben.
Wege und Möglichkeiten der allgemeinen Unterrichtsvorbereitung:
- Administration
- Schülereinteilung
- Konferenzen und Fachgruppenbesprechungen
- Raum- und Instrumentenkontrolle
- Organisation und Vorbereitung der Unterrichtsmaterialien
- Studium des Lehrplans
- Fortbildungen
Beispiele zur spezielleren Unterrichtsvorbereitung:
- Elternkontakte und -gespräche (z.B. Beratung zu Instrumentenkauf, Übezeit, Übeort)
- Gespräche mit KollegInnen zur Abstimmung von ergänzenden Fächern (z. B. Theorieunterricht, Kammermusik, Ensembleunterricht etc.)
- Planung, Konzeption und Durchführung des eigenen Übens
- Planung, Konzeption und Durchführung von Korrepetition
- Entwicklung eines individuellen Unterrichtskonzepts für jede Schülerin / jeden Schüler (Lerninhalte, Lernziele, Lernfelder, Lernschwerpunkte)
- Kammermusik, Ensemblespiel (auch fachübergreifend)
- Schülerauftritte, Klassenabende, Vorspiele und Konzerte (auch fachübergreifend)
- Wettbewerbsteilnahmen, Teilnahmen bei Leistungsabzeichen
- Prüfungen (Planung, Konzeption und Durchführung von begleitenden pädagogischen Maßnahmen wie Vorspielen oder speziellen Förderungen für PrüfungskandidatInnen usw.)
- Planung von künstlerischen Projekten (auch fachübergreifend)
Beispiele zur wöchentlichen bzw. monatlichen Vorbereitung:
- Organisation und Vorbereitung der Unterrichtsmaterialien und des Instrumentariums
- Erstellung von individuellen Lernzielen und Lernplänen für jede einzelne Schülerin / jeden einzelnen Schüler anhand des Lehrplans
- Auswahl der entsprechenden Literatur gemäß der Lernziele
- Auswahl der Literatur für Ensemblearbeit, Kammermusik, Klassenabende, Vorspiele und Konzerte, Projekte, Wettbewerbe und Prüfungen
Beispiele zur wöchentlichen bzw. monatlichen Nachbereitung:
- Aufzeichnungen und Dokumentationen zur (Selbst-)Kontrolle
- (Selbst-)Überprüfung der Zielsetzungen
- Flexible Adaptierungen, je nach Entwicklung
- Erfahrungsaustausch mit der Kollegenschaft
- Unterrichtsreflexion in Bezug zur aktuellen Fachdidaktik und Methodik
- Anwendung aktueller Unterrichtsliteratur
10.2 Jazz Pop Rock Klavier
In der langfristigen Planung setzen sich die LehrerInnen mit den grundsätzlichen Lernzielen auseinander, die sich
im Detail auf die Vereinbarung mit den SchülerInnen gründen. In der kurzfristigen Unterrichtsplanung wird die
Lehrkraft auf aktuelle Bedürfnisse und Erfordernisse (Spektrum mit neuesten Stilen erweitern, mit den
SchülerInnen "am Ball bleiben", individuelle Orientierung) Rücksicht nehmen und situationsbezogen reagieren.
Durch die Nachbereitung hat die Lehrkraft die Möglichkeit, den Entwicklungsverlauf zu verfolgen. Eine gute
Dokumentation wirkt sich positiv auf die weitere Planung des Unterrichts aus.
In diesem Zusammenhang sind auch das eigene Üben und Vorspielen der Lehrkraft sowie Supervision und Reflexion von Bedeutung.
11. Lernziele / Bildungsziele (nach Entwicklungsstufen / Leistungsstufen)
11.1 Klavier
Ziele
Die hier angeführten Ziele sind als Mindestanforderungen zu verstehen und lassen je nach Bundesland spezifische Ausformungen zu.
Stufen
LehrerInnen und SchülerInnen besitzen Freiräume bei der inhaltlichen und zeitlichen Umsetzung dieser Mindestanforderungen. Aufgrund schülerbezogener Bedingungen (Alter, Reife, Vorbildung, Lerntyp) kann die Dauer der Elementarstufe verlängert werden. Aufgrund schulorganisatorischer Umstände (Unterrichtsformen, Unterrichtsdichte, Wochenstunden) kann es ebenfalls zu Verschiebungen der Stufen kommen. Jede Stufe ist begrenzt verlängerbar.
Stufeninhalte:
- Wiederkehrende, modulartig aufgebaute Unterrichtsinhalte (z.B. Tonleitern, Anschlag) werden sukzessive vertieft, wiederholt und erweitert
- Verbindung von Theorie und Praxis
- Offenheit gegenüber allen Musikstilen und künstlerischen Richtungen
- Förderung von Aktivitäten wie Auftritte, Konzerte, Wettbewerbe sowie Exkursionen und Konzertbesuche
Dauer
Die Festlegung der Stufendauer ist in den Bundesländern unterschiedlich geregelt.
- Elementarstufe
Grundqualifikation zur Unterstufe
- Unterstufe
Qualifikation 1 zur Mittelstufe
- Mittelstufe
Qualifikation 2 zur Oberstufe
- Oberstufe
Qualifikation 3 als Musikschulabschluss
11.2 Jazz Pop Rock Klavier
Die SchülerInnen sollen durch ein stilistisch und historisch breit gefächertes Bildungsangebot mit der Musik
des JPR umfassend vertraut gemacht werden. Oberstes Ziel ist die Erlangung von Eigenständigkeit in der
Erarbeitung von ausgewählten Stücken und Programmen unterschiedlicher Stile. Dies setzt umfassende
Kenntnisse der angewandten Musiktheorie in Verbindung mit einem persönlich ausgeprägten ästhetischen
Sinn und das Sensorium zur stilistischen Differenzierung ebenso voraus wie die Aneignung der entsprechenden
klaviertechnischen Fertigkeiten. Um diesem Anspruch in einem größtmöglichen Ausmaß gerecht zu werden, sollte
den SchülerInnen genügend Zeit in ihrer Ausbildung eingeräumt werden.
Beim Entwickeln von Fähigkeiten in der Improvisation in den unterschiedlichen Stilistiken des JPR-Bereichs
bedient man sich einer gemeinsamen Sprache über das Material, mit dem gearbeitet und gestaltet wird. Die
angewandte Musiktheorie ist ein Anspruch an die Hauptfachlehrkräfte, die diese Inhalte in die
instrumental-pädagogische Arbeit integrieren sollten. Im Ergänzungsfach JPR-Theorie kann durch ein im
Instrumentalunterricht herangebildetes Wissen effizienter gearbeitet werden. Zusammenhänge von Theorie
und Musik können deutlicher aufgezeigt und erkannt werden.
Im Besonderen soll erreicht werden:
- Stilsichere und technisch kompetente Phrasierung
- Sicheres Timing und rhythmische Unabhängigkeit, Groove
- Richtiges Rollenverständnis, Funktion und Ästhetik in jeder Spielsituation
- Ein einwandfrei entwickeltes Formgefühl und ein Bewusstsein für musikalische Abläufe
- Standardrepertoire
- Klaviertypische Patterns und Voicings
- Am Instrument verinnerlichte theoretische Grundlagen
- Stilvielfalt und Stilsicherheit
- Improvisation
- Blattlesen
- Interaktives Spiel
- Hohe Anpassungsfähigkeit und Teamgeist
Die Lern- und Bildungsziele sind in den Bundesländern unterschiedlich definiert. Dies ist auch bedingt
durch die unterschiedlichen Strukturen der Landesmusikschulwerke und wie JPR-Unterricht bis jetzt
positioniert wurde. Auch in den Schülerstrukturen unterscheiden sich die Bundesländer teilweise sehr deutlich.
Die folgenden Bildungsziele für die Elementar-, Unter-, Mittel und Oberstufe können als Orientierung dienen.
Allgemeine Bildungs- und Lernziele:
- Übetechniken, Fingersatz
- Links-rechts-Koordination
- Koordination Hände-Füsse – der Beat soll im Körper spürbar werden
- „Vokabular“: melodische, rhythmische, harmonische, formale, klangliche Möglichkeiten entdecken – ermöglicht Spontaneität
- Transportieren von Gefühlen in der improvisierten Musik
- Bewusstes (auch analytisches) Hören
- Solieren, Begleiten, Spielen in der Band
- Entwicklung eines JPR-Repertoires verschiedener Stilrichtungen
- Transkription von Melodien und Harmonien
- Komponieren
- JPR-Theorie
11.3 Leistungsstufen Klavier
11.3.1 Elementarstufe
In der Elementarstufe sollen musikalische Grundfertigkeiten und Basiswissen vermittelt werden.
- Neugierde, musikalisches Hören, Singen
- Elementare Spieltechniken für Rhythmik, Melodik, Klang, Pedal
- Eroberung der Spielräume in verschiedenen Tonarten
- Spiel nach Gehör und Transponieren, Improvisation, harmonische Grundstufen, einfache Begleitungen
- Spiel in der Gruppe und gemeinsames Musizieren
- Notenlesen
- Auswendigspiel
Nach Möglichkeit soll der Instrumentalunterricht bereits in dieser Stufe durch einen elementaren Musiklehrekurs ergänzt werden.
11.3.2 Unterstufe
In der Unterstufe werden die allgemein-musikalischen und klaviertechnischen Fähigkeiten und Fertigkeiten gefestigt.
- Erarbeitung verschiedener Spieltechniken, Stile und Epochen
- Kammermusik (Ensemblespiel, gemeinsames Musizieren, Begleiten)
- Aufbau eines Repertoires
- Literaturspiel
- Improvisation
- Blattspiel
- Auswendigspiel
- Nach Gehör spielen
- Theoriekurse parallel zum Instrumentalunterricht
11.3.3 Mittelstufe
In der Mittelstufe werden die erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten ausgeformt und erweitert. Die Gestaltung größerer Werke gewinnt an Bedeutung.
- Technik und Klanggestaltung
- Selbstständiges Erarbeiten eines Werkes
- Differenzierte Klangvorstellung
- Sicheres Stilempfinden
- Erweiterung des Repertoires
- Vermittlung von Auftrittspraxis
- Kammermusik, Korrepetition
- Theoriekurse parallel zum Instrumentalunterricht
11.3.4 Oberstufe
In der Oberstufe wird exemplarisch an repräsentativen Werken aller Epochen gearbeitet. Diese höchste Stufe des Ausbildungsmodells kann auf eine musikorientierte Berufsausbildung vorbereiten. Das Niveau einer Aufnahmeprüfung für Konservatorien, Hochschulen und Universitäten sollte erreichbar sein.
- Repräsentatives Repertoire
- Kammermusik, Korrepetition
- Anleitung zur künstlerischen Selbstständigkeit
- Theoriekurse parallel zum Instrumentalunterricht
11.4 Leistungsstufen Jazz Pop Rock Klavier
11.4.1 Elementar- und Unterstufe
Die Bildungsziele decken sich in diesen Bereichen weitgehend
mit jenen des „klassischen“ Klaviers und werden durch angewandte Musiktheorie ergänzt.
11.4.2 Mittelstufe (AnfängerInnen bzw. UmsteigerInnen vom „klassischen“ Klavier)
Die folgenden Bereiche werden den Vorkenntnissen der SchülerInnen angepasst:
- Theorie: Allgemeine Musiklehre (Tonleitern, Dreiklänge, Dominantseptakkorde, Stufen, Intervalle, Quintenzirkel, Notation etc.), Akkordsymbole, Skalen, Modi (Kirchentonarten), leitereigene Akkorde
- Melodik: Themengestaltung (auch rhythmisch), Phrasen entwerfen, Melodien über Akkordverbindungen, „Zieltöne“, Mitsingen, Akkordzerlegungen
- Rhythmik: Phrasierung, Swing, Patterns, Time
- Harmonik: Vierklangserweiterung (Stufen von Dur- und harmonischen Moll-Tonleitern), „guide-tones“, II-V-I-Verbindungen, Turnarounds, Terzenaufbau, Tensions, Voicings
- Gehörschulung: Intuitives Nachklatschen – Nachsingen – Nachspielen, Dreiklänge, Intervalle, Melodien, Vierklänge
- Repertoire: Verschiedene Stilrichtungen (Blues, Swing-Bebop, Ballads, Latin)
Jazz-Etüden (z.B. Oskar Peterson)
Blues, Jazz-Standards im Schwierigkeitsgrad von z.B. Autumn Leaves, My Funny Valentine, Black Orpheus etc.
- Musik-Hören: Konzertbesuche, Vorbilder, Emotionalität („sinnliches Musikempfinden“), Band-Gefüge, Aufgabenverteilung der Instrumente
- Musikalische Persönlichkeitsentfaltung: Nützen des Freiraums der Stilentwicklung und des „eigenständigen Vokabulars“, Unabhängigkeit von der Lehrkraft (Autodidaktik fördern), Transkribieren, Komponieren, formal-interpretatorischer Gesamtüberblick (Aufbau, Bögen setzen, Dynamik etc.), freies Improvisieren
- Gestaltungselemente: Aufbau, Pausen, Bögen, Dynamik, Höhepunkte, rhythmische Gestaltung, Phrasierung, Interpretation, musikalische Aussage („Meaning“)
11.4.3. Oberstufe (Fortgeschrittene)
Die gesamten Lerninhalte der Mittelstufe werden weitergeführt. Hier werden nur die neu hinzukommenden Bereiche angeführt.
- Theorie: Skalen, Stück-Analyse, Arrangement (Instrumentenkenntnisse, Reharmonisation, Satz-Techniken, Notation etc.), JPR-Geschichte
- Melodik: Skalen, modales Spiel, Tongruppen, Pentatonik, „Untrennbarkeit von Rhythmik und Melodik“, Inside-Outside
- Rhythmik: Taktarten, Grooves, Notation, Unabhängigkeit der Hände, Vorstellung, rhythmische Verschiebungen
- Harmonik: Stufendenken, Skalen, modale Harmonik, Voicings, Lower- und Upper-Structures, Transponieren, Inside-Outside
- Gehörschulung: Rhythmen, Tensions, Stufen, Formen, verschiedene Instrumente, Transkribieren
- Repertoire: Bestehend aus verschiedenen Stilrichtungen (Swing-Bebop, Blues, Ballads, Latin, Funk, Soul, Fusion etc.) z.B. Stella by Starlight, Anthropology, My Foolish Heart, Someday My Prince Will Come, Cantaloupe Island etc.
- Musik-Hören: siehe Mittelstufe
- Musikalische Persönlichkeitsentfaltung: siehe Mittelstufe
- Gestaltungselemente: siehe Mittelstufe
- Ensemblespiel: Verschiedene Besetzungen, Solo-Klavier, Interaktion, Play alongs, Midifiles etc.
- Klavier als Universal-Instrument: Lead-Sheets lesen, Übernehmen von Aufgaben anderer Instrumente (Bass-Figuren, Gitarren-Riffs, vollständige Begleitverant-wortung – rhythmisch, harmonisch, melodisch etc.)
- Keyboardkenntnisse: Technische Handhabung (Verstärker), Midi-Grundkenntnisse, Anschlagsarten, Sounds (Vergleich von Stilrichtungen)
12. Empfehlungen für Übertrittsprüfungen
12.1 Klavier
Die spezifischen Prüfungsmodalitäten sind in den Bundesländern unterschiedlich geregelt.
Übertrittsprüfungen sind Qualifikationen, welche das Erreichen der Lern- und Bildungsziele dokumentieren sollen.
Folgende Kriterien sollten bei einer Qualifikation berücksichtigt werden:
- Künstlerisch-musikalische Gestaltung
- Pianistische und allgemeine musikalische Fertigkeiten
- Kammermusik
- Auswendigspiel
- Blattspiel
- Musik des 20. und 21. Jahrhunderts
- Kreative Leistungen (Kompositionen, Improvisationen)
- Nachweis des Besuches von Theoriekursen
Als mögliche Formen kommen in Frage:
- Prüfungen
- Punktesystem
- Leistungsabzeichen
- Vorspiele und Klassenabende
Entwicklungs- bzw. Lernstufen dienen als Grundlage für die Auswahl und Überprüfung der Ausbildungsziele.
12.1.1 Elementarprüfung (von der Elementarstufe zur Unterstufe – Grundqualifikation)
Vorspiel von zwei Stücken unterschiedlichen Stils unter Einbezug von Dynamik und Artikulation.
12.1.2 Erste Übertrittsprüfung (Unterstufe zu Mittelstufe – Qualifikation 1)
Vorspiel (ca. 10 Minuten) von drei Stücken freier Wahl unterschiedlicher Stilrichtungen, wobei klaviertechnische und klavierklangliche Aspekte sowie polyphones Spiel präsentiert werden sollen.
12.1.3 Zweite Übertrittsprüfung (Mittelstufe zu Oberstufe – Qualifikation 2)
Vorspiel (ca. 15 bis 20 Minuten) von vier Stücken freier Wahl unterschiedlichen Stils.
12.1.4 Abschlußprüfung (am Ende der Oberstufe – Qualifikation 3)
Vorspiel (ca. 25 bis 30 Minuten) eines künstlerischen Programms als Querschnitt des bisherigen musikalischen Werdegangs.
Studienanwärter orientieren sich an den Anforderungen von Aufnahmeprüfungen an weiterführenden Institutionen.
12.2 Jazz Pop Rock Klavier
Es gibt in den Bundesländern bereist bewährte Modelle zum Lernerfolgsnachweis, die
sich an den landestypischen Strukturen orientieren. Das hier angeführte Modell hat
Beispielcharakter.
12.2.1 Elementarprüfung und
12.2.2. Erste Übertrittsprüfung JPR I (=Unterstufe)
Der Lernerfolgsnachweis auf diesen Lernniveaus ist anhand eines Auftritts messbar.
Die praktische Umsetzung erfordert das gesamte instrumentenspezifisch relevante,
theoretische Wissen der JPR-Theorie I.
12.2.3 Zweite Übertrittsprüfung JPR II (=Mittelsrufe)
Praktischer Teil: Konzert, zumindest ein Teil davon im Ensemble mit eigener Band.
Schriftlicher Teil: Harmonische Analyse eines Jazz Standards.
12.2.4 Abschlussprüfung JPR III (=Oberstufe)
Theoretische oder praktische Projektarbeit zum gewählten Thema.
13. Besondere Hinweise zum „Frühinstrumentalen Unterricht“ und zum Unterricht mit „jugendlichen und erwachsenen AnfängerInnen“
13.1 Klavier
13.1.1 Aspekte des frühinstrumentalen Unterrichts
Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist besonders wichtig. Die Lehrkraft soll auf die
Experimentierfreude des Kindes eingehen. Musizieren ist Erfinden, Gestalten,
schöpferisch sein. Verschiedene Zugänge zum Klavier sind zu nutzen (Klangexperimente,
Improvisation, Solmisation, graphische Notation).
13.1.2 Jugendliche AnfängerInnen
Die Unterstützung des Elternhauses ist gegebenenfalls einzufordern. Die Vorbildwirkung
anderer Jugendlicher muss genutzt werden und in Form des Gemeinschaftsmusizierens
Eingang in den Unterricht finden. Besonders wichtig ist die Einbeziehung aktueller Musiktrends.
13.1.3 Erwachsene AnfängerInnen
Erwachsene SchülerInnen sollten aktiv in die Unterrichtsplanung einbezogen werden. Durch den
Berufsalltag kann das mögliche Arbeitspensum verringert sein, weshalb sich Erwachsene vielfach
zu hohe Eigenansprüche stellen (beispielsweise bei der Literaturauswahl). Trotz unabdingbarer
elementarer Aspekte kann im Unterricht ein komplexeres Musikverständnis erwartet werden (z.B.
Rhythmustraining, Bodypercussion, Improvisation, Musiktheorie, Musikgeschichte, Stilvielfalt,
Verbindung von Musiktheorie, -geschichte und -praxis). Spezielle Kommunikations- und
Auftrittsformen sind in der Erwachsenenbildung nötig.
13.2 Jazz Pop Rock Klavier
13.2.1 Aspekte des frühinstrumentalen Unterrichts
Die Arbeit hin zu der Erlangung einer Vorstellung von Musik ist im frühinstrumentalen
Unterricht ein wichtiges Kriterium. Der Unterricht sollte seitens der
PädagogInnen in einer inhaltlichen Breite und möglichst praxisorientiert – durch das
Tun (kreative Schulen, Unterrichten ohne Noten) – und abwechslungsreich gehalten
werden. Die Vorzüge der Gruppenarbeit sind in der Arbeit mit Kindern verstärkt zu
nutzen.
13.2.2 Jugendliche AnfängerInnen und 13.2.3 Erwachsene AnfängerInnen
Unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Vorlieben sollten Jugendliche und
Erwachsene pädagogische Begleitung (Coaching) vorfinden, mittels derer sie ihren
musikalischen Horizont erweitern können.
14. Hinweise zum Unterricht mit „Menschen mit besonderen Bedürfnissen“
Für den Unterricht sollten spezielle Ausbildungsangebote angenommen werden.
Die Lehrkraft muss den behinderten Menschen – wie alle anderen SchülerInnen auch – individuell
nach seinen Möglichkeiten fördern. Es besteht keine Lehrplanbindung.
15. Instrumentenkundliches
15.1 Klavier
Das Kennenlernen von artverwandten und historischen Instrumenten (Cembalo, Orgel, Hammerklavier etc.) ist für das Verständnis musikalischer Aufführungspraxis notwendig. Der Umgang mit elektronischen Instrumenten (z.B. Digitalpiano, Keyboard, Diskklavier, Computerflügel; in Verbindung mit Computern, MIDI) wäre wünschenswert.
Besuche bei KlavierbauerInnen, in Klavierwerkstätten und Instrumentenmuseen sind (z.B. in Form von Projekten) empfehlenswert.
Die Eltern müssen über die Notwendigkeit des regelmäßigen Stimmens des eigenen Instrumentes informiert werden.
15.2 Jazz Pop Rock Klavier
Ein geeignetes Instrument soll sowohl im Unterricht als auch Zuhause zur Verfügung stehen.
Im Unterricht und in der Elternarbeit sollte außerdem vermittelt werden:
- Grundlegende Kenntnisse über die Bauweise eines Klaviers.
- Pflege & Wartung: Ein Klavier muss regelmäßig gestimmt werden, auf Raumklima bzw. Luftfeuchtigkeit sollte geachtet werden.
- Grundkenntnisse des Stimmens und der Klaviermechanik, Beheben kleiner Defekte.
- Einstellen auf das „fremde“ Instrument, Sitzhöhe, Akustik (Raum) und Pedalisieren (Kinderpedale).
16. Fachspezifische Besonderheiten
16.1 Klavier
Als Unterrichtsinstrument ist ein Flügel zu empfehlen. Zusätzlich sollte der Unterrichtsraum mit einem zweiten mechanischen Instrument ausgestattet sein.
16.2 Jazz Pop Rock Klavier
Musikalische Praxis
Umgang mit unterschiedlichen Tastaturen (Digitalklavier)
Auftrittsmöglichkeiten einer Klasse sollten gemeinsam mit den SchülerInnen und der Schule
ausgearbeitet werden. Audio- und Videomaterial kann zu Aufarbeitung der eigenen Probenarbeit und
Konzerttätigkeit herangezogen werden. In Feedback-Runden können die SchülerInnen – im Beisein
(unter Moderation) der Lehrkraft – einander Rückmeldungen geben.
Gemeinsame Konzertbesuche fördern die Kritikfähigkeit.
Auftrittscoaching
Die musikalische Kommunikation und Interaktion der MusikerInnen untereinander und mit dem Publikum,
ferner Wachsamkeit, Bühnenpräsenz, eine positive Einstellung beim Auftritt und die psychologische
Einstimmung auf das einmalige Erlebnis des Auftritts sollten geübt werden.
Technisches Umfeld, Studiotechnik
Der sichere Umgang mit dem Equipment auf der Bühne, im Studio und Zuhause will gelernt sein.
Kritikfähigkeit
Die (verbale) Kommunikation mit MitmusikerInnen ist für das gemeinsame musikalische Erarbeiten von Inhalten in Bands unumgänglich. Fragen wie: „Wie kann Kritik formuliert werden?“ bzw. „Wie kann Kritik verarbeitet werden?“ sind für das selbstständige Arbeiten in Ensembles von großer Wichtigkeit.
Körpersprache
Die Wirkung auf der Bühne (das Zeigen der Freude am Spielen, das Ausstrahlen innerer Offenheit, ein kreativer Umgang mit „Fehlern“ etc.) kann durch Videoaufnahmen und Feedbackgespräche erlernt und verbessert werden.
Musik- und Selbstmanagement
Die folgenden Fragen können auch im Unterricht beantwortet werden:
- „Wie und wo finde ich passende MitmusikerInnen für eine Band?“
- „Was mache ich, wenn in der Band etwas musikalisch persönlich nicht klappt?“
- „Wie mache ich eine eigene CD oder Demo-CD?“